Kontrastumfang: der Schlüssel zum perfekten Landschaftsfoto
Es gibt viele Faktoren, die ein gutes Landschaftsfoto ausmachen. Neben dem richtigen Wetter, der richtigen Tageszeit, der richtigen Motivwahl und dem richtigen Equipment gibt es einen Faktor, der meine Landschaftsfotos prägt wie kein anderer: ausgewogene Helligkeitsbereiche.
Ein Beispiel: Man fotografiert an einem strahlenden Tag einen Berg mit blauem Himmel. Der Himmel allerdings ist im Vergleich deutlich heller als der Berg. Das menschliche Auge kann mit diesen Helligkeitsunterschieden gut umgehen, daher fällt uns das nicht sofort auf. Wenn man dann aber auf den Auslöser drückt, kommt die Ernüchterung: Entweder der Himmel ist viel zu hell und der Berg schön belichtet oder der Himmel ist schön belichtet und der Berg viel zu dunkel. Das liegt daran, dass die Kamera nicht annähernd einen so guten Kontrastumfang wie das menschliche Auge besitzt. Das heißt aber nicht, dass die Kamera schlecht ist – selbst die besten und teuersten Modelle am Markt schaffen das nicht.
Das Ergebnis sieht dann in etwa so aus:
Nun bräuchte man eine Möglichkeit, um den oberen Bereich des Bildes dunkler zu machen, ohne den unteren Bereich zu verändern. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, die alle ihre Vor- und Nachteile haben – letztlich ist es auch Geschmacksache. Ich persönlich verwende in solchen Fällen Verlaufsfilter in Adobe Lightroom. Und so sieht das Ergebnis aus – dieses Bild aus Kitzbühel in Österreich trägt übrigens den Titel Fall und ist im Online Shop erhältlich:
Und so sieht das in Lightroom aus: Man zieht einen Verlaufsfilter vom oberen Bildschirmrand herab, um den zu hellen Bereich abzudecken. In diesem Verlaufsfilter wird nun die Helligkeit reduziert. Die Intensität des Filters nimmt zunehmend ab, sodass man den Übergang vom Filter zum ursprünglichen Foto nicht erkennen kann. Diesen Vorgang kann man beliebig oft wiederholen, bis das Ergebnis passt. Anhand der Punkte im Screenshot erkennt man, dass ich für dieses Foto gleich mehrere Verlaufsfilter angewendet habe.
Weitere Möglichkeiten
Nun gab es ja auch schon traumhafte Landschaftsfotos, lange bevor das digitale Zeitalter mit all seinen Möglichkeiten der Bildbearbeitung begonnen hat.
Die analoge Fotografie hatte den Vorteil, dass die Fotografen (auch mangels Alternativen) gleich während der Aufnahme auf einen perfekten Belichtungsprozess achteten. Um die Helligkeitsbereiche wie oben auszugleichen hat man damals schon Verlaufsfilter verwendet – allerdings keine digitalen, sondern Scheiben mit getöntem Verlauf, die vor das Objektiv gesteckt wurden. Diese Filter gab es in unterschiedlicher Intensität, unterschiedlichen Farben und unterschiedlicher Verlaufsbreite. In der Regel hatte man damals immer ein ganzes Filterset dabei. Am Objektiv wurde ein Filterhalter befestigt, in den man dann die Filterscheibe stecken konnte. Durch Drehen und Verschieben konnte man den Filterverlauf an den Landschaftsverlauf anpassen. Dazu war es natürlich erforderlich, dass die Kamera am Stativ stand.
Den Effekt kann man anhand dieses Beispielfotos sehr gut erkennen. Das Meer bleibt gleich hell, aber der viel zu helle Himmel wird abgedunkelt.
Nun wäre es aber falsch, diese Technik als Schnee von gestern abzutun. Einige der besten Landschaftsfotografen, die ich kenne, setzen bis heute noch auf dieses altbewährte Werkzeug – so zum Beispiel der brilliante Raymond Hoffmann. Deshalb gibt es auch bis heute Hersteller, die ein umfangreiches Filtersystem anbieten, wie beispielsweise LEE Filters. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Bild kommt gleich perfekt aus der Kamera und muss am Computer nicht mehr groß nachbearbeitet werden.
Wie immer gibt es allerdings auch Nachteile: Zunächst ist kaum ein Landschaftsverlauf perfekt linienförmig gerade. Oft dunkelt man also Bereiche ab, die man eigentlich nicht abdunkeln will. Noch schwieriger wird es, wenn auf einem Hügel ein Haus steht und man nur den Himmel abdunkeln will – da wird das Haus zwangsläufig ebenfalls dunkler. Mit den vielen digitalen Filterwerkzeugen von Adobe Lightroom kriegt man das problemlos hin. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass ein Aufhellen oder Abdunkeln von Fotos am Computer (selbst im RAW-Format) ab einer gewissen Intensität selten ganz verlustfrei möglich ist. Allerdings sind das Qualitätsverluste, die man kennen muss, um sie zu erkennen. Ein weiterer Nachteil physischer Filter ist das notwendige Stativ: Einerseits muss man es jederzeit mitschleppen, andererseits sind keine spontanen, freihändigen Fotos mehr möglich. Außerdem ist ein solches Filtersystem auch nicht ganz billig: Ein LEE-Startserset mit Filterhalter und einer Filterscheibe kostet ca. 315 Euro. Jede weitere Filterscheibe kostet dann zwischen 80 und 265 Euro.
Fazit
Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Je nach individuellem Einsatzzweck haben manche davon für den einen Fotografen mehr Gewicht, für den anderen wieder weniger. Nicht zuletzt ist es natürlich auch Geschmacksache, welche Technik man vorzieht. Ich persönlich habe mich für die digitalen Filter entschieden, weil ich die Flexibilität während der Aufnahme und beim Einsatz der Verlaufsfilter schätze.
Fall
Das hier gezeigte Beispielfoto trägt den Titel Fall, wurde 2017 am Kitzbüheler Horn in Kitzbühel, Österreich aufgenommen und ist in verschiedenen Größen im Online Shop erhältlich.
Adobe Lightroom
Platzhirsch zur RAW-Entwicklung von Fotos. Beinhaltet unter anderem die hier vorgestellten digitalen Verlaufsfilter.
LEE Filter
Ein physisches System mit Filterscheiben, die vor dem Objektiv montiert werden und verschoben sowie gedreht werden können. Kommt aus der Zeit der analogen Fotografie, erfreut sich aber immer noch großer Beliebtheit.
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© Dr. Florian Hirzinger
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